Kein Gedudel, kein Geblinke, kein Gehetze – Entschleunigter und gemütlicher als in Ubstadt-Weiher kann man nicht in Weihnachtsstimmung kommen
Wenn jedes Jahr die “Bauersleute zu Ubstat” zum ersten Advent einen trostlosen Hinterhof in eine mittelalterliche Weihnachtsszene verwandeln, darf völlig zu Recht gestaunt und in Scharen herbei geeilt werden.
Ein Besuch auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in Ubstadt ist für mich jedes Jahr ein einziges DejaVu. Ich laufe durch das hölzerne Portal mit den warmen Grußworten darauf, werde von links aus der Glühweinschenke begrüßt und beginne meine Runde durch eine durch und durch vertraute Szenerie. Im Kreis herum geht es um das große Lagerfeuer, vorbei an dem kleinen Krämerladen, der Wurfbude, dem Stockbrotbäcker, der Suppenküche, den imposanten Eulen, der Schenke und dann wieder von vorne.
Das alles im Schneckentempo, versteht sich, denn ein schnelles Vorankommen ist hier traditionell völlig unmöglich. Dicht gedrängt stehen die Menschen, nur in Trippelschritten gelingt es durch gelegentlich entstehende Lücken eine oder zwei Meter weiter zu kommen. Ich arbeite mich in das Herz des kleinen Weihnachtsmarktes durch, den die Gruppe “Bauersleute zu Ubstat” vor 13 Jahren aus der Taufe gehoben haben. Ein Erfolgsmodell von Anfang an, ohne wenn und aber. Ob es dieses Jahr etwas Neues gibt, irgendeine Besonderheit, die in diesen Bericht hinein müsste, will ich von Richard wissen, der wie in den 13 Jahren zuvor vor den brutzelnden Bratwurstschnecken steht und unter seiner weißen Leinenhaube Brot und Wurst im Sekundentakt ausgibt. Er schürzt kurz die Lippen, denkt nach, schüttelt den Kopf und formuliert ein knappes “Nö”. Recht hat er, warum sollte man eine derart geölt laufende Maschine wie den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt auch nur ansatzweise verändern wollen?! Der kleine Markt funktioniert und boomt auch noch nach bald anderthalb Jahrzehnten. Sein Geheimnis ist die durch und durch urige und gemütliche Atmosphäre. Es ist kuschelig, an den Feuerstellen ist es warm und durch das spärliche und schummrige Licht, rückt man an den hölzernen Tischen gerne zusammen um an seinem Glühwein zu nippen, an einem deftigen Stockbrot zu nagen und sich einfach zu unterhalten bis in den späten Abend hinein.
Es ist schwer das ganze in Worte zu fassen, man muss es einfach einmal erlebt haben. Hier blinken keine Lichter, hier drehen sich keine Karussells, hier hält der ewige George Michael mit seinem Last Christmas endlich einmal den Rand. Es gibt keine Musik, kein Unterhaltungsprogramm und kein weihnachtliches Gedöns. Im Grunde sitzt man einfach beisammen am Lagerfeuer, erzählt sich Geschichten und wärmt die Hände an einer warmen Tasse. Ein Weihnachtsmarkt befreit von allem Kommerz, von allem Kitsch, reduziert auf das, was uns in der kalten Jahreszeit wahrscheinlich am meisten anzieht: Wärme und menschliche Nähe.
Also Bauern hab ich nicht gesehen , dafür viele Esel 🙃