Ein weiteres Mal entführen uns die Bauersleut zu Ubstat mit ihrem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in längst vergangene Zeiten.
Alles wie früher, alles beim Alten. Nix Neues auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt der Bauersleut zu Ubstat. Was sich im ersten Moment vielleicht wie ein Affront liest, ist aber keiner – ganz im Gegenteil. Dass der anno 2008 ins Leben gerufene kleine Markt im heimeligen Winkel des Ubstadter Kleebühl immer noch genauso bodenständig und liebenswert über die Bühne geht, ist in diesen Zeiten als definitiver Pluspunkt zu werten. Wie eine aus der Führung gesprungene Dampflok rast das Leben derzeit auf holprigem Schlingerkurs einer ungewissen Zukunft entgegen – da tut etwas Heimat, etwas Unveränderlichkeit und Altvertrautes einfach nur gut. Jeder Ubstadter, jeder Weiherer oder eben jeder Stammgast könnte sich auf dem kleinen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt längst mit geschlossenen Augen zurechtfinden. Schadet sowieso nichts, Licht gibt es nach Einbruch der Dunkelheit wahrlich nicht viel.
Lassen Sie uns gemeinsam den Markt vor unserem inneren Auge durchwandern. Links neben der großen Pforte mit dem hölzernen Gruß darüber steht die kleine Glühweinhütte, leicht zu erkennen an der 200 Meter langen Schlange davor. Links und rechts davon, an die Mauern des versteckt gelegenen Vereinsgeländes geschmiegt, die grob gezimmerten Unterstände mit den langen Stehtischen, über denen schummrige Laternen in grobes Sackleinen gehüllt ihr warmes Licht verbreiten. In der Mitte des Platzes die zwei großen Feuerstellen: Über der einen baumelt an einem Dreifuß der große Rost – prall gefüllt mit bruzzelnden Wurstschnecken, ein ums andere Mal stoisch gewendet von Richard, der zufrieden unter seiner Stoffkappe hervorlugt. Hinter ihm wird Stockbrot auf glühenden Kohlen gebacken, daneben beschießen die Kleinsten heldenmutig feuerspeiende Drachen mit hölzernen Armbrüsten, zu ihrer Linken werden im Ofen saftige Rahmflecken goldbraun, und wiederum daneben nehmen Kunden die handgemachten Kleinode der Krämerey in Augenschein. Zu Richards Rechten schöpft eine holde Maid Schüssel um Schüssel dampfender Suppe aus dem Kessel, dahinter die kleine Schänke, nur von Kerzenschein erhellt. Ihr gegenüber, die Augen mäßig desinteressiert auf Halbmast, die zwei imposanten Eulen als Vertreter des hier heimischen Vogelvereins, die Jahr für Jahr als gefiederte Zeugen das fröhliche Treiben routiniert und erfahren beobachten.
Um all das zu erleben, müssen Sie in die Menge eintauchen, wie durch dicken Sand hindurchgleiten. Ein Überblick vom Tor aus ist absolut unmöglich, dafür ist es zu dunkel und zu gut bevölkert. Fast so, als würden Sie einen Blick in das von Sand aufgewirbelte Wasser eines Sees werfen wollen. Für Zaungäste ist der mittelalterliche Weihnachtsmarkt der Bauersleut nicht gemacht, man muss sich vielmehr hineinwerfen ins volle Leben, in die Herzlichkeit der Menschen aus Ubstadt-Weiher, den Moment genießen und auskosten, denn schon nach zwei Tagen ist all das wieder vorbei. Einmal mehr gilt es, den Hut vor den Bauersleuten zu ziehen, denn Sie dürfen sich sicher sein, dass Organisation, Aufbau und Durchführung dieses ganz besonderen Marktes unglaublich aufwändig und zeitintensiv sind. Während anderswo nur eine Glühweinbude und ein Bratwurststand reichen müssen, geht es hier um die vielen, vielen kleinen Details, die aus einem unscheinbaren Winkel irgendwo zwischen Ubstadt und Weiher eine echte mittelalterliche Dorfszene längst vergangener Jahrhunderte erwachsen lassen. Bevor Ubstadt-Weiher ab Silvester wieder kühn nach vorne blickt, stürzt man mit Beginn des Dezembers erst einmal zurück in den Kraichgau von anno dazumal. Schon jetzt freuen wir uns zusammen auf die nächste Reise zurück in das Land von einst.