Beschde Freunde

Ein Maiausflug ist schön, aber unter Freunden noch viel viel schöner

Eine kleine Liebeserklärung an besondere Menschen an einem besonderen Tag

von Stephan Gilliar

Jeden Freitag wenn wir unseren Wetterbericht für das Wochenende veröffentlichen, gibt es bei uns in der Redaktion einen festen und verlässlichen Fixpunkt: Das Eintrudeln der Kommentare jener Menschen, die sich über schönes Wetter nicht freuen, sondern – im Gegenteil – darüber schimpfen und bruddeln, mit wie vielen anderen Menschen sie sich nun wieder draußen in der Natur und auf den Straßen arrangieren müssen. Das haben wir schon sehr diplomatisch formuliert, glauben Sie mir. Diese Menschen sehen in den Maiausflüglern nichts anderes als eine wertlose egozentrische Spaßgesellschaft, fokussiert auf Alkohol und egoistische Kurzweil. Was für ein trauriges Menschenbild, dass zudem so tief blicken lässt.

Seit es uns Hügelhelden gibt, gibt es auch unseren traditionellen Mai-Ausflug, auf dem wir mit der Kamera bewaffnet auf unseren Rollern durch die Hügel surren um die schönsten Bilder dieses wundervollen Tages zu schießen. Mich führt diese Tour jedes Jahr durch mehrere Kommunen, Städte und Gemeinden, dabei bekomme ich den ganzen Tag über vieles zu sehen: Aufwändig gestaltete Bollerwagen, Heerscharen von Menschen auf den beliebten Wanderwegen, ja – auch reichlich Alkohol, aber vor allem eines: Echte Freundschaft.

Es macht mich jedes Mal glücklich zu sehen, was für tolle und feste Freundschaften es hier in unserer Heimat noch zu geben scheint. Man sieht riesige Gruppen, die miteinander albern, lachen, Musik hören, tanzen und feiern.. Nichts davon ist gestellt, erzwungen oder unecht, man sieht auf den ersten Blick: Hier sind wirklich gute Freunde miteinander unterwegs! Das Alter spielt dabei überhaupt keine Rolle. Die jüngsten sind Teenager mit Zahnspangen und Flaumbärten, die ältesten rüstige Senioren, die im Karohemd Seite an Seite auf Bierbänken sitzen und miteinander lachen, als wären sie gerade 20 Jahre alt. Man sieht ganze Familien die miteinander durchs Grüne ziehen, nicht selten mehrere von Ihnen gemeinsam. Väter reden mit Vätern, Mütter mit Müttern, die Kinder wuseln fröhlich drumherum. Es macht Freude, das zu sehen.

An Tagen wie diesen bekommt man nirgendwo ein unfreundliches Wort zu hören, alle grüßen, alle lächeln, alle sind fröhlich und guter Dinge. Das ist keine Übertreibung, wer bei seinem Maiausflug ein bisschen auf die anderen Gesichter achtet, der sieht eine entspannte und losgelöste Lebensfreude, die man sonst nur schwerlich findet. Das Wetter ist dabei sicherlich förderlich, aber es ist nicht ausschlaggebend. In meiner Zeit als Reporter habe ich einige Mai-Feiertage erlebt, an denen es aus Kübeln geschüttet hat und dennoch waren die Menschen fröhlich und guter Dinge.

Ich kann daher nur jedem raten, sich an solchen Tagen nicht zu Hause zu vergraben, sondern hinauszugehen und mitzuerleben, was ein solches, gemeinsames Erlebnis für uns als Menschen bedeuten kann. Da ist nicht der engstirniger aggressionsgeladene Hass, der uns so oft in den “sozialen” Netzwerken begegnet, von dem wir mittlerweile glauben, er würde stellvertretend für uns als Gesellschaft stehen. Da sind einfach nur hunderte, ach was tausende von Gleichgesinnten, die den Tag genießen, die die Menschen um sich herum genießen, ihre Freundschaften und das Leben feiern. Könnte doch nur jeder Tag wie dieser Tag sein. Der 1. Mai mag der Tag der Arbeit sein, für mich ist er der Tag der Freundschaft und damit einer der wertvollsten Feiertage überhaupt.

Schaut euch die Fotos an, die wir unterwegs geschossen haben. Ein Meer aus fröhlichen Gesichtern, egal ob in Ubstadt beim Waldfest, in Zeutern beim Himmelreich oder in Odna am Odenheimer Wohnzimmer. Es war einfach wunderbar oder wie wir hier sagen: Mee wie schee… Freuen wir uns auf den Vatertag.