Fröhlich und ausgelassen feiert Bruchsal einen märchenhaft schönen Sommer… vielleicht den letzten dieser Art.
Was für eine lebendige Stadt! Keinen anderen Eindruck kann man derzeit von Bruchsal gewinnen, wenn man sich an einem der vielen schönen, lauen Sommerabende vom Pavillon auf den großen Marktplatz zubewegt. Schon von Weitem branden die Stimmen Hunderter Menschen durch die Straßen, dazu Musik, Gläsergeklirr und fröhliches Gelächter. Das Licht der Sommerlounge mit ihrem kreisrunden Himmelszelt strahlt hell und bunt, taucht den gesamten Marktplatz in warme Farben. Um den Bruchsaler Sommer-Hotspot 2024 herum stehen Bars, Theken und Imbisswagen verteilt. Es gibt frische Cocktails, Weine aus der Region, ein bisschen Streetfood und noch „des und sell“.
Auf gefälligen Loungemöbeln unter der Kuppel räkeln sich die Gäste, plaudern miteinander in luftigen Sommerkleidern, in Leinensakkos und kurzen Hosen. In der Mitte des Lichtkegels wird getanzt, angeheizt durch den gut aufgelegten DJ, der von seiner Kanzel aus für gute Laune und sommerliche Vibes sorgt. Tja, hier findet er statt, der Sommer 2024 in Bruchsal – genau hier unter dem ausladenden Zelt, das von einer ellenlangen Event-Liste beseelt an vielen Abenden für Trubel in der Stadt sorgt.
Klar, es ist nicht die einzige Veranstaltungsreihe, die in diesem Sommer 2024 für gute Stimmung in der Stadt sorgt, doch der Kultursommer und das EM-Café der BTMV rund um das benachbarte Atrium und den Bürgerpark sind schon seit Wochen wieder Geschichte, leider längst vorbei – lange noch bevor dieser Sommer endet. Veranstaltungen in der Ferienzeit sind eben eine schwierige Angelegenheit, immer ein potenzielles Verlustgeschäft, da viele Menschen und damit eben auch Kunden in den Sommerferien sind. Dass seit Mitte Juli nicht nur gähnende Leere in der Bruchsaler Innenstadt herrscht, ist den Ehrenamtlichen vom Branchenbund Bruchsal zu verdanken. Hervorgegangen aus der ehemaligen Werbegemeinschaft Bruchsal bemüht sich der Verein nicht nur um die Förderung des Einzelhandels, sondern auch um die Attraktivität Bruchsals als lebendige Stadt mit einem abwechslungsreichen Kulturleben. Verkaufsoffene Sonntage, Specials wie die Brusl Nights, Brusl leuchtet, der Bruchsaler Herbst oder eben auch die mehrwöchige Bruchsaler Sommerlounge gehen auf das Konto des Branchenbundes.
Mit seinen Veranstaltungen setzt der Bund nicht irgendwo an der Peripherie an, sondern genau dort, wo Bruchsals Herz schlägt oder schlagen sollte – mitten in seinem Zentrum. Viele Tausend Menschen mobilisieren dessen Veranstaltungen wie z.B. die mehrtägigen Brusl Nights jedes Mal, völlig egal, wie das Wetter auch sein mag. Die Bruchsalerinnen und Bruchsaler nehmen die Angebote des Branchenbundes dankend an, denn an Alternativen mangelt es im Repertoire Bruchsals über weite Teile des Jahres durchaus. Die Zahl der städtischen Events ist begrenzt, der Kultursommer im Atrium dauert nur überschaubare vier Wochen und über Sinn oder Unsinn von Veranstaltungsreihen wie dem defizitären Schlossfestival wurde bereits hinreichend diskutiert.
Es wäre also durchaus bitter für die Stadt, würde der Branchenbund seine umfangreichen Aktivitäten einstellen oder reduzieren müssen – ein Szenario, das leider alles andere als abwegig ist. Fakt ist: Branchenbund-Chef Sven Wipper, als Motor des Vereins ein Hansdampf in allen Bruchsaler Gassen, hat jüngst seinen Abschied verkündet und wird sich bei den Vorstandswahlen im kommenden Frühjahr nicht mehr zur Wahl stellen. Gründe dafür gibt es reichlich. Sie sind privater Natur, gesundheitlicher Natur, aber auch Folge eines jahrelangen Ausbrennens, denn dieser Job ist alles andere als leicht. So sind viele Auflagen nur noch schwer und mit reichlich Aufwand zu erfüllen. Zudem lebt ein Verein nicht nur vom Engagement seines Vorstandes, sondern eben auch von dem seiner Mitglieder. Genau hier scheint es jedoch mitunter zu hapern. Er habe nicht das Gefühl, dass alle in der Stadt an einem Strang zögen, gibt Sven Wipper in einem kurzen Gespräch am Donnerstagabend zu bedenken. Die Suche nach einem potenziellen Nachfolger für den Chef der in Bruchsal und Bretten ansässigen Tanzschule Wipper in seiner Position als Branchenbund-Vorstand läuft derzeit, noch gibt es allerdings keine Namen, die man hier kommunizieren könnte. Sollte es nicht gelingen, eine neue Vereinsführung für den Branchenbund auf die Beine zu stellen, droht im schlimmsten Fall die Liquidation des Vereins – mit ihr möglicherweise auch das Ende der beliebten Veranstaltungsreihe in Bruchsal.
Was das für die Stadt bedeuten würde? Nun, schauen Sie sich den Marktplatz doch an einem dieser Sommerabende genauer an. Sehen Sie die fröhlichen Menschen unter dem bunten Zeltdach, die Cocktailbars, die kleinen Tische mit ihren Kerzen darauf, die Bands auf der Bühne, die Kinder, die um alles herumtoben, und fangen Sie einfach an, all diese Eindrücke abzuziehen. Subtrahieren Sie das Zelt, die Bühne, die Stände und schließlich die Menschen… Was dann noch übrig bleibt, ist ein gähnend leerer, in der Sommerhitze glühender, steinerner Platz, dessen Aufenthaltsqualität an den Abenden meist gegen Null geht. Davon hätte wahrlich niemand etwas… weder der Einzelhandel, noch die Menschen, und auch die Stadt selbst nicht. Bleibt also zu hoffen, dass der Verein sich zusammenraufen und einen würdigen Nachfolger für Sven Wipper finden kann. Die auszufüllenden Fußstapfen sind in jedem Fall verdammt groß.
Ich würde eher von der ganzen Region sprechen , fast monatlich wird es in allen Bereichen sehr blass !! Erst wieder die Woche in Ubstadt festgestellt !!!!
Im großen und ganzen war das ganze ja nicht schlecht, aber an die Anwohner wird nie gedacht, stellenweise war es einfach zu laut sei es auf dem Marktplatz oder Bürgerpark mit dem EM-Kaffee Gedöns, der Schall trägt sich überall hin. Selbst bei geschlossenen Fenstern musste ich meine Fenster so laut aufdrehen damit ich das draußen nicht mehr höre. Alleine der Bass der vom Marktplatz kam war nicht Anti Kopfschmerzen freundlich!
Es ist nicht verwunderlich, und nicht abhängig vom Engagement des BB-Chef Sven Wipper, dass der Platz an den Sommerabenden leer ist, wenn sich die umliegende Bevölkerung über den sicherlich bis zur Speerstunde vorhandenen Lärm belästigt fühlt, oder wenn der Kühlautomat eines Dienstleister, welcher ab 20 Uhr in den Schlafmodus geht, für die Anwohner bereits zu laut ist. Dann ist das eben auch Bruchsal.
Schade um das tolle Bemühen aller Beteiligter!
Könnt mer ja a bissl außerhalb mache!
Ich finde den Zeitpunkt schlecht gewählt mit den Sommerferien, in denen bekannterweise weniger Einwohner da sind… das war unter anderem auch einer der Faktoren für die leeren Schlossfestspiele… was ist denn mit einer Vorverlagerung der ganzen Reihe vor die Ferien und zu Gunsten der Anwohner eine Aufteilung der Veranstaltungen mit Einbeziehung des Schloßhofes zur Entlastung der Innenstadt?!!
Auch ich höre die Bässe bis in die Wohnung, aber wer Kultur und nicht Ödnis möchte muss so wie ich auch Toleranz üben können 😊