Gondelsheim erarbeitet Maßnahmenkatalog für drohendes Verkehrs-Chaos

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Bürgermeister Rupp: Folgen für Bürger durch Sperrung des Bahnübergangs so gering wie möglich halten

Pressemitteilung der Gemeinde Gondelsheim / Bild: Redaktion

Mit Hochdruck arbeitet Gondelsheim an Maßnahmen, die Folgen für den Ort durch die Sanierung der Bahnstrecke von Mannheim nach Stuttgart so gering wie möglich zu halten. „Seit das Vorhaben am 30. August der Gemeinde Gondelsheim bekanntgemacht und dessen dramatisches Ausmaß offenbar wurde, beschäftigen wir uns intensiv mit den Auswirkungen“, sagt Bürgermeister Markus Rupp und ergänzt: „Das Problem lösen können wir nicht, nur die Folgen ein wenig lindern.“ Das Problem ist die Sperrung der genannten Schnellbahntrasse und die Verlagerung des Personen- wie Güterzugverkehrs auf die Strecke über Bruchsal, Gondelsheim und Bretten. „Und wir reden hier nicht über eine Bauzeit von zwei, drei Wochen, sondern über mindestens ein halbes Jahr“, so Rupp.

Die erste Folge davon wird die Komplettsperrung des innerörtlichen Bahnübergangs für die Zeit von Mitte April bis Ende Oktober kommenden Jahres sein. „Eine andere Möglichkeit gibt es wohl nicht“, berichtet der Bürgermeister. Diese Einschätzung teilt er mit den Fraktionsvorsitzenden aller im Gemeinderat vertretenen Parteien: „Zu diesem Entschluss sind wir gemeinsam mit dem Landratsamt Karlsruhe gekommen.“ Hintergrund ist der aktualisierte Schließzeiten-Plan der Bahn. Bekannt war bereits, dass die Schranke in den Hauptverkehrszeiten bis zu 53 Minuten pro Stunde geschlossen bleibt. Nun ließ die Bahn wissen, dass die Situation beispielsweise selbst zwischen 23 Uhr und Mitternacht nicht viel besser wird. 45 Minuten beträgt da die Schließzeit. Bei einer Nichtsperrung des Bahnübergangs würde das zu Verkehrsstaus bis auf die B35 hinaus sowohl Richtung Norden als auch Süden führen. Aus dem Schlossbuckel und der Mühlstraße könnte nicht mehr abgefahren bzw. auf die K3506 eingefädelt werden.

Was das für Gondelsheim bedeutet, zeigt der Blick auf die geographische Lage und die Infrastruktur. Auf der einen Seite der Gleise im Osten wohnen rund 900 Menschen, auf der anderen Seite im Westen sind es rund 3.100. Sämtliche Einkaufsmöglichkeiten und fast gastronomischen Angebote liegen ausschließlich im Westen, ebenso wie Schule und Kindergärten. Im Osten hingegen hat der einzige Zahnarzt des Ortes seine Praxis, sind Fußballverein, Leichtathletik, Kleintierzüchter und der Rallye Club beheimatet und befinden sich die evangelische Kirche sowie der Wertstoffhof. Einzige Verbindung, die dann noch bleibt: Die Fußgängerunterführung ganz im Norden am Schlossstadion. „Völlig unzumutbar“, findet Rupp. Und das nicht nur angesichts eines bis zu zwei Kilometer langen Fußmarsches, um vom anderen Ende der Gemeinde zur Überquerung zu kommen.

In dieser Frage gibt es einen ersten Erfolg zu vermelden. „Mit Vehemenz haben wir einen weiteren Fußgängerübergang am Bahnhof gefordert und die Bahn hat zugesagt, einen solchen zu errichten“, informiert der Bürgermeister. Damit können auch die rund 160 Schüler, die täglich aus Bruchsal und Bretten mit dem Zug nach Gondelsheim kommen, gefahrlos mittels einer Behelfsbrücke die Gleise überqueren.

Aber für Bürgermeister Rupp ist das deutlich zu wenig. Er denkt unter anderem an einen kostenlosen Shuttle-Service bei Bedarf, um vor allem ältere, kranke und mobilitätseingeschränkte Menschen von der Haustür an die Haltestellen etc. zu bringen. Er denkt an die Errichtung zusätzlicher Fahrradstellplätze an zentralen Plätzen des Ortes sowie die Bereitstellung von Lastenfahrrädern. Er denkt an eine Änderung der Fahrtstrecke für die Buslinie 141. Die hält bisher im Norden, in der Ortsmitte und überquert dann die Gleise mit Ziel Neibsheim. Rupp regt an, dass die Linie zukünftig geteilt wird. Die Linie 141 a sollte dann auf der Westseite im Norden, der Ortsmitte und auch im Süden einen Stopp einlegen, um dann direkt nach Bretten weiterzufahren. Und er erwartet von der Bahn, dass „sie die Bürger zeitnah und umfassend informiert, so dass diese auch ihre Fragen an die Bahn stellen können“. Eine Lösung bedarf es unter anderem auch für die Belieferung der auf der Ostseite gelegenen Mühle. Zumal die Sperrung genau in die Erntezeit und damit in die Hochphase der Mühle fällt.

Die Verwaltung ihrerseits hat sich bereits einiges überlegt. So soll eines der beiden Einsatzfahrzeuge des DRK während der Vollsperrung des Bahnübergangs im Osten stationiert, die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren der Brettener Stadtteile weiter intensiviert werden und ein zusätzlicher Wertstoffhof in Regie des zuständigen Landkreises Karlsruhe im Westen entstehen. „Die Sicherheit und die Versorgung der Bürger muss gewährleistet sein“, macht Rupp deutlich. Im Westen entstehen in der Nähe der Fußgängerunterführung „Schlossstadion“ zusätzliche Parkplätze. „Die sind reserviert für die Bewohner der östlichen Baugebiete wie Schlossbuckel, Mühlhecke etc.. Dort können sie beispielsweise ihren Zweitwagen kostenlos abstellen“, erklärt der Bürgermeister. Die Vergabe der Parkplätze erfolge nach einem noch festzulegenden System.

Das sind einige der Maßnahmen, die die Verwaltung bereits konkret geplant hat. „Mit den Betroffenen haben wir bereits gesprochen oder führen zeitnah Gespräche“, erläutert Rupp, der allerdings vor allem an die übergeordneten Stellen appelliert: „Die Vollsperrung des Bahnübergangs sorgt sicherlich für viele Probleme und zahlreiche Staus. Aber wenn bis dahin die Baustelle auf der B35 noch nicht fertig ist, dann erleben nicht nur wir hier in Gondelsheim, sondern dann erlebt die gesamte Region Bruchsal-Bretten einen Verkehrs-Super-GAU“, prophezeit Rupp.

Eines ist für Bürgermeister Rupp klar: „Solch eine Situation darf nie mehr eintreten. Die Bahn steht nun in der Pflicht, so schnell wie möglich zusammen mit der seit langem darauf wartenden Gemeinde Gondelsheim und dem Landkreis Karlsruhe den Bahnübergang zu beseitigen und eine unterirdische Bahnüberunterführung in Gondelsheim zu schaffen.“

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