Trotz regnerischen Auftakts war auch die zweite Ausgabe des Adventsmarktes auf Schloss Bruchsal ein voller Erfolg.
Seien wir ehrlich: Die halbe Miete bei einem Weihnachtsmarkt ist die Atmosphäre. Der Glühwein kann noch so lecker sein, die Bratwurst noch so kross – wenn der dazugehörige Budenzauber in irgendeinem Winkel städtischer Tristesse verblasst, bleibt der Eindruck unvollständig. Hier spielt der Adventsmarkt im Ehrenhof von Schloss Bruchsal seine Karten voll aus, denn er hat ein verdammt gutes Blatt auf der Hand. Das aufwendig restaurierte Barockschloss ist schon unter dem Jahr eine echte Augenweide, aber kombiniert mit einem Meer aus liebevoll gestalteten Hütten und umrahmt von einem Lichterspektakel der Superlative führt im Advent einfach kein Weg an einem Besuch der alten Mauern vorbei.
Man möge diese abgedroschene Floskel verzeihen, aber der Adventsmarkt ist tatsächlich etwas „für alle Sinne“. Besonders hervorzuheben ist das Sehen. Schon bevor man das Torwächterhaus und den großen Rundbogen durchschreitet, bleibt man andächtig stehen, um dieses Szenario angemessen zu bewundern. Vom Sockel bis zum Fries wird das pompöse Exterieur von unzähligen bunten Strahlen illuminiert. Die Firma Aliventa, erneut mit der Illumination während des Marktes beauftragt, hat alle Register gezogen, um die altehrwürdige Fassade von Schloss Bruchsal in den Farben des Regenbogens erstrahlen zu lassen. Doch nicht nur statische Lichter kommen zum Einsatz: Effektstrahler und Projektoren zaubern jede beliebige Szenerie auf Bruchsals gute Stube. Formen, Ornamente, Schneeflocken, Kerzen und mehr wechseln sich ab Einbruch der Dunkelheit ab, während die Gäste ihrerseits das Smartphone nicht aus der Hand legen können. Hunderte von Linsen recken sich diesem Lichtzauber entgegen, um ihn für die Ewigkeit in der heimischen Foto-Cloud zu verewigen.
Ist das erledigt und sind die Finger vom vielen Fotografieren klamm, empfiehlt sich eine wärmende Tasse Glühwein – versteht sich – mit der passenden deftigen Ergänzung als Grundlage. Vor dem Genuss steht allerdings erst die Qual der Wahl. Was darf es sein? Ein deftiger Burger, eine klassische Bratwurst, ein süßer Crêpe oder ein edler Flammlachs? Am besten erst einmal schauen, bummeln, „erschdmol gugge“. Während der Mittelgang und die zur Straße hin gelegenen Seiten des Hofes den Kunsthandwerkern vorbehalten sind, erstreckt sich die „Fressmeile“ – pardon, der Foodcourt – entlang der Stirnseite des Ehrenhofes. Hier hat Festprofi Benny Heck kulinarisch alles aufgefahren, was das Herz begehrt. Zum Verzehr übrigens nicht nur wie im vergangenen Jahr bei Wind und Wetter unter freiem Himmel, sondern auch wahlweise unter hölzernen, überdachten Stehtischen oder im windgeschützten Zelt. Eine segensreiche Idee, wie sich besonders am ersten Abend zeigte, als der Nieselregen zur Eröffnung einfach nicht abreißen wollte.
Während bei vielen anderen Weihnachtsmärkten das Angebot nach Glühwein und Bratwurst erschöpft ist, schließt sich auf dem Adventsmarkt im Ehrenhof von Schloss Bruchsal ein außergewöhnlicher Weihnachtsbummel entlang der Fertigkeiten des regionalen Kunsthandwerks an. Außergewöhnliche Geschenkideen, handgemacht, allesamt Unikate und nicht von der Stange? Hier sind Sie richtig. Wer in den vielen weißen Pagodenzelten nicht fündig wird, braucht wohl nichts. Genähtes, Gestricktes, Gebasteltes, Gedrechseltes, Gebranntes – alles, was des Menschen Hand zu schaffen vermag, ist hier schmuckvoll präsentiert. Der Fokus liegt dabei klar auf regionalem Handwerk, etwa den Produkten der Justizvollzugsanstalt Bruchsal, die handgemachte Kleinode aus ihren Werkstätten anbietet.
Apropos Präsentation: Besonders hervorzuheben sind die Sponsoren, ohne deren großzügige finanzielle Zuschüsse der Adventsmarkt in dieser Form nicht möglich wäre. Den größten Beitrag leistet die Volksbank Kraichgau, die als Premium-Sponsor an erster Stelle genannt werden sollte. Auch der Festprofi, Aliventa und die Stadtwerke Bruchsal haben sich um die zweite Auflage des Adventsmarktes verdient gemacht.
Dank gilt natürlich auch den vielen kleinen Akteuren, die das Sahnehäubchen oder den Schuss edlen Rum im Glühwein bilden. Beispielhaft zu nennen ist der Fanfarenzug aus Heidelsheim, der trotz unerbittlichen Regens in voller Montur die Eröffnung am Donnerstagabend bereicherte.
Klingt gut, sagen Sie? Schade, dass Sie es verpasst haben? Mitnichten! In diesem Jahr gibt es eine extra lange Ausgabe des Adventsmarktes. Heute Abend beispielsweise können Sie noch von 16 bis 21 Uhr vorbeischauen. Und falls es heute nicht klappt: Ein ordentlicher Nachschlag folgt vom 12. bis 15. Dezember.
TERMIN
Donnerstag, 5. bis Montag, 9. Dezember 2024
Donnerstag, 12. bis Sonntag, 15. Dezember 2024
ÖFFNUNGSZEITEN
Mo, Do, Fr: 16.00 bis 21.00 Uhr
Sa und So: 12.00 bis 21.00 Uhr
Eigentlich ein bezauberndes Setting. Würde man diesem Ambiente mit dezent romantischer Beleuchtung gerecht werden, hätte ich mir dort sicher auch einmal einen Glühwein gegönnt.
Die Lichtinstallation in allen Neonfarben, sowie die Zelte, die als „Buden“ herhalten, passen für meinen Geschmack nicht zu dieser besinnlichen Zeit und verzaubern mich nicht.
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber ich trinke meinen Glühwein dann doch lieber zu Hause.
Glühwein daheim schmeckt sehr fein :) ! Klim Bim und Konsumgeschichten , braucht es nimmer weil ich mich freu auf Ruhe und Weihnachtsgeschichten. Drum schenkt euch Ruhe und Zeit, statt Trend und Plastik und großes Leid 🎅🏿 Frohe Weihnachten
Umsonst ist es nicht so gut besucht. Gerade bei soviel negativen Nachrichten braucht man sich nicht noch verkriechen und Trübsal blasen. Es heißt doch fröhliche Weihnachten, nicht traurige Weihnachten. Weiter so, es war, ist wieder super gelungen.
Ein Kritikpunkt: Der Fanfarenzug wäre auf dem Schlossbalkon, beleuchtet, besser zu sehen gewesen.
Super gelungen und endlich ein Weihnachtsmarkt den man empfehlen kann. Kübelmarkt kann hier mit Pizzabude und MariaCarey gedudel längst niemanden mehr locken – es sei denn man dreht bereits die fünfte Runde am Glühweinkarussell :)
So kanns doch klappen – und überraschenderweise bruddelt da auch keiner über die überzogenen Preise.
Bravo Brusl, haltet euch die Schlossleute warm, die wissen wie es geht.
Mariahcarey lief hier doch auch \(°o°)/
Und wham last christman
Ich stimme obigen Kommentar zu, die Stimmung war durch die weißen Zelte getrübt, aber es waren ja nicht nur weiße Zelte, es gab ja auch ein kleines Kinder Karussell und das Schlosscafé hatte eine Art umgebauten Wohnwagen, John Deere mit seiner Traktor Fahrt war auch nicht zu vergessen. Der Sonntag war jedenfalls so überfüllt das ich stellenweise Platzangst bekommen habe. Das Wetter war also sehr stark ausschlaggebend.
Kann mir jemand sagen, ob ich die Holzfiguren der Vollzugsanstalt auch außerhalb des Weihnachtsmarktes erwerben kann?