“Bis hierher und nicht weiter”

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Ton und Auftreten mancher Gegner der Corona-Maßnahmen werden zunehmend rauer – Karlsdorf-Neuthards Bürgermeister Sven Weigt will das nicht länger hinnehmen

Die Zeiten in denen eine Bürgermeisterin oder ein Bürgermeister als gewähltes Gemeindeoberhaupt mit Achtung und Respekt behandelt wurden, sind offenkundig für manche Menschen längst ein Relikt der Vergangenheit. Für viele dienen die Rathauschefs als lokale Vertreter der Politik, zwischenzeitlich als Projektionsfläche für Frust und Ärger in allen Farben und Schattierungen. In der Wahrnehmung mancher sind sie zwischenzeitlich das noch am ehesten greifbare Gegenüber, das personifiziert für alles Ungemach aus Stuttgart, Berlin, Brüssel oder jedwede Obrigkeit steht. Manche Menschen geben sich zwischenzeitlich ohne jede Hemmung ihrem Zorn hin und verlieren bei der Wahl ihrer Mittel Anstand und Maß aus den Augen. Verbale Drohungen, sowohl anonym als auch ganz unverhohlen ausgesprochen, bis hin zu körperlichen Attacken sind die Folgen dieser besorgniserregenden Entwicklung.

Wie groß das Problem zwischenzeitlich ist, hat exemplarisch eine Umfrage des Magazins “Report München” aus dem Jahr 2019 aufgezeigt. Von 1000 befragten BürgermeisterInnen gaben 40 Prozent an, schon Erfahrungen mit Hass, Einschüchterung und anderen Übergriffen gesammelt zu haben, in 8% der Kommunen gab es bereits körperliche Angriffe auf Lokalpolitiker. Die Corona-Krise hat dieses Problem zweifellos verschärft, gerade die oft unangemeldeten, als “Spaziergänge” titulierten Demonstrationen gegen die Corona Maßnahmen, sorgen für eine vergiftet Atmosphären innerhalb vieler Gemeinden.

Die Rathäuser stehen hierbei oft vor einem großen Dilemma. Einerseits besteht natürlich ein Verständnis für die Frustration vieler Menschen, eingedenk der nun ins dritte Jahr gehenden starken Einschränkungen der persönlichen Freiheiten, andererseits müssen Sie natürlich als Vertreter der öffentlichen Hand für die Einhaltung der geltenden, gesetzlichen Regelungen sorgen, die schließlich aus triftigen Gründen erlassen worden. Während manche Städte und Gemeinden die spontanen Demonstrationen ohne vorherige Anmeldung zu unterbinden versuchen, zeigt man sich anderswo noch eher kulant.

In Karlsdorf-Neuthard gibt es besagte Spaziergänge bereits seit Wochen an jedem Montag. Nach Angaben des Rathauses waren es zeitweilig etwa 30 bis 40 Menschen die mit Fackeln, Kerzen und Transparenten gemeinsam durch den Ort zogen. Als Bürgermeister Sven Weigt vor einigen Wochen die Teilnehmer einer solchen Demonstration aufforderte, die aktuell gültigen Corona-Vorgaben einzuhalten, ließ das Feedback im Netz nicht lange auf sich warten. Wie Sven Weigt uns im telefonischen Interview mitteilte, reichte die Bandbreite vom Vorwurf “Stasi Methoden” anzuwenden bis hin zum Aufruf via Facebook doch beim nächsten Spaziergang eine Dachlatte zwecks Attacke beim Auftauchen des Bürgermeisters mitzunehmen.

“Harmloses Geschwätz, entstanden in der Hitze des Moments”, könnte man nun argumentieren, “Bellende Hunde, beißen nicht” oder “Da gibt es doch weitaus schlimmeres”.. doch genau das will Sven Weigt eben nicht akzeptieren. Denn auf diese Weise verwässern die Grenzen des Sagbaren immer weiter und auf Worte folgen bekanntlich nicht selten Taten. Der Bürgermeister und mehrfache Familienvater, der sich schon vor seinem eigenen Wohnhaus anhören musste, das er am Rathaus aufgeknüpft gehört, hat daher beschlossen, genau hier eine rote Linie zu ziehen. Fortan alle Bedrohungen, alle verbalen Entgleisungen öffentlich zu machen, aus der Anonymität ans Licht zu zerren. In einer öffentlichen Mitteilung thematisiert Sven Weigt daher die jüngsten Vorkommnisse und schreibt abschließend: “Es ist absolut inakzeptabel und nicht hinnehmbar, wenn Hassbotschaften, Verleumdungen oder gar Gewaltaufrufe von bestimmten Personen gepostet, geteilt, toleriert oder unterstützt werden – sei es durch Handeln oder offensichtliches Dulden. Mit mir kann man über vieles diskutieren und auch in aller Form streiten und ich bin bestimmt nicht bekannt dafür, nicht mehr als eine Meinung anzuhören und zuzulassen. Aber bei Aggression, Hass und Gewalt hört es auf. Dann ist eine Grenze erreicht, über die sich nicht verhandeln lässt.”

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