Lost Places: Der alte Mingolsheimer Waldparkring

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Als die Rennwagen durch den Wald rasten

Im Mingolsheimer Wald nahe Gründelgraben und Östringer Erlenhain, schlummert ein Relikt längst vergangener Zeiten. Dort wo heute Walker und Jogger ihre Runden drehen, rasten vor vielen Jahrzehnten noch Rennautos und Motorräder über den Asphalt. Der Asphalt ist heute noch gut zu sehen, jedoch für motorisierte Fahrzeuge längst gesperrt. Während des zweiten Weltkrieges befand sich in dieser  Waldregion ein großes Militärdepot der deutschen Wehrmacht. Die einzelnen Baracken waren durch lose Schotterwege miteinander verbunden, welche eine Art ovalen Ring mit mehreren scharfen Kurven bildeten. Nach Kriegsende kamen die Mingolsheimer Bürger auf die Idee, diese Lagerstraßen zu einer echten Rennstrecke auszubauen. Zur Eröffnung am 10. Oktober 1948 fanden sich so rund 10.000 Menschen im Mingolsheimer Wald ein, um Rad- und Motorradrennen hautnah mitzuerleben.

1949 baute die Gemeinde Mingolsheim – beflügelt durch den enormen Erfolg der Anlage – die Rennstrecke so weit aus, dass sie auch für Autos geeignet war. Die Lagerwege wurden auf rund 6 Meter Breite erweitert und neben der Strecke entstanden ein echter Tower nebst zugehöriger Baracke für die Rennleitung. Durch den Ausbau bekam der Waldparkring seine offizielle Zulassung als Rennstrecke und war fortan Austragungsort für das Motorradrennen „Kraichgauer Waldparkring“. Bis in die 50er-Jahre hinein dauerte die Glanzzeit des Rings an, doch als eine Reihe von tödlichen Unfällen wie ein dunkler Schatten über die Rennstrecke fielen, wurde sie schließlich 1958 stillgelegt. Seither erobert die Natur das Gelände unaufhaltsam zurück. Nur noch Teile des originales Asphalts und die Grundmauern der ehemaligen Depot-Baracken erinnern an jene Zeit, als in Mingolsheim noch großer Rennsport gefahren wurde.

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