Der Schock an der Kinokasse – Warum Kino so teuer ist

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40 Euro für einen Kinoabend?

Warum Kinokarten kosten was sie kosten

Von Philipp Martin Der letzte Samstag war ein ganz besonderer Tag. Nach gefühlten Ewigkeiten konnten meine Frau und ich endlich einmal wieder schön in Bruchsal ausgehen – mit jungem Nachwuchs zuhause nicht gerade eine Selbstverständlichkeit. Aber sei´s drum – Babysitter-Gage hin oder her – heute oder nie! Nach einem guten Essen beim Asiaten steuerten wir ein großes Kino in der Innenstadt an. Ein großer Blockbuster sollte es sein – wenn schon denn schon. Also ab an die Kasse, zwei Plätze ganz hinten ausgewählt und den Geldbeutel gezückt. Dann der erste Schock des Abends, obwohl der Film noch nicht einmal angefangen hatte: Knapp 28 Euro wollte die Kassiererin für die zwei Karten haben. In Worten: ACHTUNDZWANZIG EURO. Ich weiß, wir haben schon lange die „Happy-Euro-Zeit“ aber gehen wir nur spaßeshalber einmal zurück in die wilden 90er. Was hätten Sie gemacht, hätte damals eine Kassiererin an der Kinokasse 55 Mark für zwei Karten haben wollen? Ein hysterischer Lachanfall wäre da wohl das Mindeste gewesen. Aber gut, jetzt ist 2019 und abgesehen von mir altem Geizknochen schien sich niemand sonst an den Preisen zu stören. Die Teenies strömten danach sogar enthusiastisch noch zur Snack-Bar und orderten für nen Zehner Popcorn, Nachos und Cola nach. Für einen Pärchen-Besuch wären das also summa summarum roundabout 40 Euro. Ich erinnere mich an mein Taschengeldaufkommen anno domini soundso, das waren 25 Mark pro Monat…

Warum Kino so teuer ist

Ok, Stop! Wenn ich mir das bisher Geschriebene so durchlese, komme ich zu zwei Erkenntnissen: Erstens: Ich bin offenbar bereits mit Mitte dreißig zu einem spießigen, alten, „Früher-war-alles-besser“-Sack mutiert und Zweitens: Ich muss herausfinden warum Kinokarten kosten was sie kosten. Gegen das erste Problem kann ich (abgesehen von Cannabis-Konsum) nicht viel tun, das zweite Problem aber ist durchaus lösbar. Gestern rief ich also in der Zentrale der Kinokette an, zu der auch mein Bruchsaler Kino gehört. Eine gute halbe Stunde Zeit hat sich der Mann am anderen Ende der Leitung genommen um meine Fragen zu beantworten.

Wie setzen sich die Kinokartenpreise zusammen?

Offenbar teilen sich mehrere Parteien den Kuchen. Gehen wir mal davon aus, dass eine Kinokarte 10 Euro kostet. Von diesen 10 Euro wollen die Filmförderungsanstalten ca. 3 Prozent haben und schließlich gehen rund 53% an die Filmverleiher. Dem Kino bleiben also noch ca. 44 Prozent abzüglich der Mehrwertsteuer.

Wieso ist ein 3D-Film stolze drei Euro teurer als 2D-Filme?

Das hängt mit den höheren Entgelten zusammen, die an den Verleiher abgeführt werden müssen und mit den Investitionen in die neue Technik. Hielt ein analoger Filmprojektor früher noch 25-30 Jahre durch, muss ein digitaler 3D-Projektor etwa alle 8 Jahre ausgetauscht werden. Nicht weil er dann kaputt wäre, sondern weil sich die technischen Anforderungen immer weiter nach oben entwickeln.

Wieso sind längere Filme teurer?

Weil durch längere Filme über den Tag verteilt weniger Filme im Kino gezeigt werden können. Läuft dreimal am Tag der „Star Wars“ mit einer Stunde Überlänge, fehlen am Ende 3 Stunden – in die eine komplette Vorstellung eines weiteren Streifens gepasst hätte. Das Kino schlägt deshalb die Kosten auf die Karten der überlangen Filme auf.

Hat das Kino überhaupt Zukunft?

Eine schwierige Frage. Seit 2002 haben die Besucherzahlen zwar leicht abgenommen, aber das hängt auch immer mit der Filmauswahl und sonstigen Ereignissen zusammen. Während Großereignissen wie der WM oder heißen Sommermonaten gehen weniger Menschen ins Kino. So waren 2009 und 2012 zum Beispiel großartige Kinojahre, während die letzten Jahre eher mau ausfielen. Bemerkenswert ist auch die Verschiebung bei den Altersklassen. Waren früher die jungen Männer noch Hauptzielgruppe, strömen heute vermehrt die Ü40er ins Kino. Auch die Release-Termine der Filme spielen eine Rolle. Kommt ein Film ins Kino erscheint er erst einige Monate später auf DVD oder Bluray. Das Kino hat den Film also eine gewisse Zeit lang exklusiv. Früher waren anschließend erstmal die Videotheken am Zug, aber dieses Privileg ist schon lange gefallen. (Wohin der Weg für die Videotheken anschließend führte dürfte bekannt sein). Es gibt übrigens immer mal wieder Vorstöße auch den Kinos diese Vorzüge zu entziehen, was bedeuten würde dass Filme zeitgleich im Handel wie auch im Kino erscheinen würden.

Mein Fazit: Auch wenn die Zeiten in denen der Kino-Eintritt kein Loch ins Portmonnaie gefressen hat endgültig vorbei sind, geht doch nichts darüber sich ab und zu eine Vorstellung zu gönnen. Filme wie „Der Herr der Ringe“, „Interstellar“ oder „Gravity“ sind fürs Kino gemacht und kommen nur dort richtig gut rüber. Für Sparsame gibt´s zudem die Sneak-Preview wo für kleines Geld ein Film vor dem eigentlichen Starttermin gezeigt wird – man weiß eben nur nicht welcher. Mit etwas Glück ist es ein guter Film, mit viel Pech einer mit Matthias Schweighöfer. Für meine Frau und mich war es am Ende doch ein schöner Kinoabend – dann fällt die Portion Kaviar zum Frühstück eben etwas kleiner aus….

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