Der letzte echte Wirt

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Mammut-Schnitzel und Theken-Seelsorge im Unteröwisheimer Bierbrunnen

Zugegeben – der Name schreckt ab. Liest man an einer Dorf-Gaststätte den Schriftzug „Bierbrunnen“, so schießen einem unweigerlich Bilder von verrauchten Sauf-Spelunken durch den Kopf, in denen rotaugige Schattenwesen zur Kakophonie der Glücksspielautomaten ihr Herrengedeck in Serie schlucken. Doch wer sich von diesem Namen an dem hell erleuchteten Haus in der Unteröwisheimer Friedrichstraße nicht abschrecken lässt, der wird mit hervorragendem Essen und einem noch hervorragenderen Wirt belohnt.

Bei Peter Valet stimmt einfach alles. Die Portionen sind köstlich und zudem geradezu surreal groß. Sowie Peter die Fritten auf dem Teller neben dem duftenden Pfannenschnitzel stapelt, muss er jahrelang ein Meister im Jenga gewesen sein – 18 Zentimeter maß der Berg neben unserem meerschweinchen-großen Cordon Bleue. Doch Peter kann mehr als nur herausragend kochen – er ist ein Wirt vom guten alten Schlag. Einer der seinen Beruf liebt, Zeit und Geld als relativ ansieht und vor allem immer für seine Gäste da ist. Wenn einer mal spät in der Nacht Kummer hat, macht er auf und ist einfach da. Er liefert dann keine psychologisch raffinierten Wortspiele ab, sondern hört einfach zu, klopft auf Schultern und gibt ein „Des wird scho widder“ mit auf den Weg. Und das hilft oft mehr als alles andere.

Am Stammtisch und im kleinen Raucherzimmer trifft sich der ganze Ort um bei einem Hefeweizen (oder vier) die neusten Updates aus Unnaroise zu ziehen. Während zwei gigantische Umwälzturbinen aus der Weltraumforschung den Zigarettenrauch aus dem Kabuff pumpen, erfährt man hier immer das Neuste. Ab und zu kommt Peter vorbei, wirft ein paar Sätze mit ein und am Ende des Tages trinkt er vielleicht noch eine Weißweinschorle mit – mehr nicht, das ist eine Frage des Prinzips. Zu jenen Wirten die selbst ihr bester Kunde sind, gehört Peter definitiv nicht. Den Namen Bierbrunnen hat übrigens auch nicht er erfunden, sondern seine Vorgänger. Sein Vater war im Ort ein bekannter Getränkehändler und wollte in direkter Rivalität zum Brusler Zapfhahn eine Kneipe in der man dutzende Biersorten zum kleinen Preis verkosten konnte. Dafür war der Name Bierbrunnen schon durchaus passend gewählt.

Nach einem Zwischenpächter übernahm aber dann irgendwann vor fast 30 Jahren Peter den Bierbrunnen und hat es seither nicht übers Herz gebracht einen neuen Namen zu wählen. Als gelernter Wirt weiß Peter genau was er tut. Zu Zeiten als er noch mit seinem Vater gearbeitet hat, war sein Alltag nicht immer leicht. Egal welche Ideen und Vorschläge von ihm kamen, sein alter Herr wischte sie vom Tisch und der Frust wurde größer. Jeder der in einem Familienbetrieb arbeitet, weiß wovon wir hier reden. Doch irgendwann gehörte der Bierbrunnen dann Peter alleine und er konnte schalten und walten wie er wollte. Vor zwei Jahren hat er den Innenraum der Gaststube komplett neu eingerichtet – viel Birkenfurnier und LED-Geblobbel. Die Nominierung für einen Architektur-Preis wird er damit eher nicht an Land ziehen,aber der Wille zählt ;-)

Den Leuten ist das auch egal, schon längst sind Peters Kochkünste kein Geheimnis mehr. Am Wochenende ist es praktisch unmöglich ohne Reservierung einen Platz zu bekommen – man ist ein Narr, versucht man es trotzdem. Für die Stammgäste ist es manchmal hart, ihre Lieblingsgaststätte mit so vielen anderen zu teilen. „Schreibt uf jeden Fall dass der Peter total beschissen kocht, sunscht kumme noch mehr“ bittet man uns flehend, aber das geht nun wirklich nicht. Zu schreiben dass es im Bierbrunnen nicht schmeckt, wäre eine Lüge gigantischen Ausmaßes – Für uns gehört der Bierbrunnen zu den Top-Adressen in der Region und Peter ohne Frage zu den Top-Wirten.

Wir würden Euch jetzt gerne raten den Bierbrunnen einmal auszuprobieren, doch dann wäre weniger Platz für uns übrig. Also bleibt schön zu Hause und träumt von jenen Mammut-Cordons die sich die Hügelhelden-Redaktion ab sofort jeden Monat zu Gemüte führen wird. ;-) Also, Mahlzeit Jungs und Mädels!

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