Das Tauziehen um den Hochwasserschutz geht weiter

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Das Tauziehen um den Hochwasserschutz geht weiter
Brettens Oberbürgermeister Martin Wolff und der Ruiter Ortsvorsteher Aaron Treut

Kann die gemeinsame Lösung noch glücken?

Im Grunde sind sich alle über das „Was“ einig. Die Saalbach-Anwohner müssen besser vor Hochwasser geschützt werden. Auch was die Wahl der Mittel angeht, gibt es keine großen Differenzen. Es müssen Ausweichflächen für das Wasser errichtet werden um im Falle eines Falles die aus Saalbach und Salzach heranrasenden Massen aufzufangen, bevor sie Dörfer und Städte überfluten können.

Keine Einigkeit besteht jedoch über die Art und Weise der Umsetzung. Hier haben sich in der Diskussion zwei Pole gebildet. Da wäre zum Beispiel der Gondelsheimer Bürgermeister Markus Rupp. Seine Gemeinde hat bei mehreren Hochwassern in den letzten Jahren ordentlich Federn lassen müssen und pocht seither auf eine schnelle Umsetzung von Schutzmaßnahmen entlang der Saalbach. In einer Erklärung vor wenigen Wochen hat Rupp angekündigt, nicht mehr auf ein gemeinsames Vorgehen zu setzen sondern nun im Alleingang den Hochwasserschutz der Gemeinde anzugehen. Laut Rupp sind die neuen Verzögerungen rund um ein gemeinsames Vorgehen der Saalbach-Anlieger nicht mehr länger hinnehmbar, daher will das von jeher pragmatische Gemeindeoberhaupt nun Nägel mit Köpfen machen.

Das Wasser passiert Ruit durch unterirdische Tunnel

Ähnlich positioniert sich auch der Ruiter Ortsvorsteher Aaron Treut. Das Hochwasser des vergangenen Jahres hat im an der Saalbach gelegenen Brettener Teilort für erhebliche Überflutungen gesorgt. Für Treut geht der Ausbau der Maßnahmen nicht schnell und nicht weit genug. In der Vergangenheit hatte er bereits mit nicht genehmigten Abholzaktionen entlang der Saalbach oberhalb Ruits von sich Reden gemacht. Er wollte damit auf die drohende Verstopfung der Kanäle durch Treibholz im Falle eines Hochwassers aufmerksam machen.

Aktuell wird in Ruit jedoch eine wichtige Maßnahme für die Prävention künftiger Hochwasser geleistet. Eine Erhöhung des Bodenniveaus vor den Toren der Gemeinde soll künftig das obere Tal zur Retentionsfläche heraufstufen. Zusätzlich zu dieser 10.000 Euro teuren Maßnahme wurde auch bereits ein Rechen vor dem Einlauf in die Ruiter Unterdohlung für weitere 50.000 Euro vom Gemeinderat Bretten genehmigt.

In einem symbolischen Akt drückte Aaron Treut am heutigen Tag die Hand des Brettener Oberbürgermeisters Martin Wolff und lud hierfür spontan auch die lokalen Medien ein.

Martin Wolff sieht sich in der Hochwasser-Debatte häufig Kritik ausgesetzt. Manchen ist das Tempo das der Brettener Oberbürgermeister vermeintlich an den Tag zu legen scheint, noch zu langsam. Sie wünschen sich eine schnellere Umsetzung diverser Maßnahmen um das nächste Hochwasser besser abzuwehren. Doch Martin Wolff weiß, dass die Debatte auch mit einer großen Portion Emotion geführt wird, welche oft zu voreiligem Aktionismus verleiten kann. Für den Oberbürgermeister ist es wichtig zuerst eine gemeinsame Linie der Saalbach-Anlieger zu erarbeiten und die Maßnahmen aufeinander abzustimmen.  Von Stillstand kann indes in Bretten keine Rede sein. Erst kürzlich wurde für Millionen ein großes Rückhaltesystem bei Neibsheim errichtet – weitere Verbesserungen sind in Arbeit. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Stadtteil Diedelsheim, der durch die letzten Hochwasser besonders schlimm getroffen wurde.

Das Ruiter Tal soll im Falle eines Hochwassers als Retentionsfläche dienen

Martin Wolff will durchdachte Maßnahmen, die im Falle eines Falles die Bevölkerung effektiv schützen können. Dieses gründliche Abwägen wird von manchen scheinbar als Zögern interpretiert. Es gilt hier auch klar zwischen verschiedenen Szenarien zu unterscheiden. Die Brettener Überflutungen 2015 waren zum Beispiel nicht durch ein Saalbach-Hochwasser hervorgerufen worden, sondern durch Starkregen einer lokalen Gewitterzelle über der Stadt. Während zum Beispiel das Gebäude der Lebenshilfe in der Hildastraße bei einem Hochwasser der Saalbach durch eine Mauer geschützt würde, sorgte die selbe Mauer in dieser Starkregennacht dafür, dass das Wasser nicht abfließen konnte. An diesem Beispiel lässt sich erkennen, dass es für einen richtigen Hochwasserschutz nicht mit Schnellschüssen getan ist. Was nützt der beste Hochwasserschutz, wenn er nicht richtig funktioniert oder das Problem einfach an den nächsten Flussanlieger weiterreicht?

Doch auch Martin Wolff weiß, dass die nächste Flut kommen wird und setzt sich für eine funktionierende Lösung ein. Da der gemeinsame Hochwasser-Zweckverband wegen neuer verwaltungstechnischer Anforderungen wohl gescheitert scheint, gilt es nun eine Lösung zu finden die auch mit weniger bürokratischem Aufwand zur erhofften Gesamt-Lösung für die Saalbach-Anlieger führt. Wie genau diese aussehen könnte, wird derzeit noch abgeklärt. Hoffentlich wird bis zu einem Konsens nicht mehr all zuviel Wasser den Saalbach hinab fließen. Das in der Zwischenzeit aber kein völliger Stillstand herrscht, zeigen aber auch Maßnahmen wie jene, die gerade in Ruit realisiert werden.

Man kann alle Positionen in dieser Geschichte verstehen. Jene die mit der nächsten Flut im Auge, auf schnelle Lösungen setzen und auch jene die die bestmögliche Lösung für und von allen Beteiligten fordern. Nun gilt es ihn zu finden, den berühmten goldenen Mittelweg.

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